Rückblick 2020 – Vorschau 2021
Ein besonderes Jahr für uns alle geht dem Ende zu. Viele hatten Sorge um sich und ihre Lieben. Vieles war gänzlich neu. Wer hätte zu Jahresanfang daran gedacht, dass es in diesem Jahr eine nächtliche Ausgangssperre geben würde. Vermutlich noch kaum jemand, selbst als das neuartige Virus direkt im Landkreis Starnberg bereits im Januar 2020 aufgetreten war.
Zugleich können wir als ADFC dankbar sein. Aktive Mobilität aus eigener Körperkraft war in diesem Jahr noch wichtiger, als die Jahre zuvor. Es wird weiterhin viel zu Fuß gegangen in Tutzing und das Radfahren nimmt weiter zu. Bis weit in den Dezember hinein wurde viel Fahrrad gefahren. In allen Jahreszeiten nimmt sowohl das Alltagsradeln als auch das Radeln am Feierabend und an Wochenenden zu. Das ist gut für die Gesundheit, gut für das Klima und gut für den Austausch gerade auch in den Zeiten, in denen andere Möglichkeiten der Geselligkeit eingeschränkt sind.
Wir können auch dafür dankbar sein, dass wir den größten Teil der geplanten Touren machen konnten. Wir haben in diesem Jahr zu verschiedenen Entwicklungen und Planungen in Tutzing Stellungnahmen abgegeben. Für das kommende Jahr hoffen wir, dass es ab dem Frühjahr wieder möglich sein wird, Touren zu machen und etwas später dann evtl. auch andere Veranstaltungen möglich sein werden. Weiter stehen wichtige Themen zur Ortsentwicklung und einer klimaverträglichen und gesunden Mobilität an.
Entwicklungen in Tutzing im Jahr 2020
Am 11. Mai veröffentlichten wir eine Stellungnahme zu einem Unfall an der Lindemannstraße bei der Einmündung zum Geschäftszentrum (Unfall 7. Mai). Diese Stelle war sehr unübersichtlich (Zweirichtungsradweg direkt bei Ausfahrt). Erfreulicherweise wurde anschließend zeitnah die Stelle mit einem roten Belag versehen und die Beschilderung verbessert. Die für das Geschäftszentrum Zuständigen ließen die zuvor verblassten Querungshilfen neu auftragen.
Im Anschluss an unsere ausführliche Stellungnahme vom 20. Juli 2019 haben wir am 26. Mai 2020 eine Stellungnahme zur Lindemannstraße veröffentlicht. Die Lindemannstraße ist wie die Hauptstraße eine Staatsstraße und zugleich die wichtige Verbindungsstraße zu den Ortsteilen Kampberg und Diemendorf sowie nach Weilheim. Wir haben dargelegt, dass die Planung für einen kombinierten Geh- und Radweg dringlich initiiert werden sollte und zwar von der Einmündung Am Kallerbach bis zum bestehenden Geh-/Radweg bis zum Ausbaubereich Querungshilfe auf der Höhe der Bahnunterführung. Durch einen kombinierten Geh- und Radweg wird der bisherige Geh-/Radweg aus Kampberg kommend unmittelbar fortgesetzt und damit das Radeln attraktiver und sicherer und zugleich für die Fußgänger/-innen sicherer und angenehmer. Bisher wurde nur der Teil der Lindemannstraße in die Umgestaltung einbezogen, der bis zur Querungshilfe nach der Einmündung der Bräuhausstraße und Schönmoosweg geht.
Nach der Kommunalwahl wurde im neu gewählten Gemeinderat ein Arbeitskreis Mobilität eingerichtet. Diesem gehören die neue Mobilitätsreferentin, Flora Weichmann (zugleich Sprecherin des AK), der neue Verkehrssicherheitsreferent, Florian Schotter sowie die Gemeinderäte Claus Piesch sowie Joachim Weber-Guskar an. Damit ist die Mobilität in der Gemeinde stärker verankert. Beispielsweise konnte der Arbeitskreis Anregungen zur Gestaltung der Einmündung Bräuhausstraße und Schönmoosweg in die Lindemannstraße in die Planung einbringen.
Am 27. Juni hat die ADFC Ortsgruppe Tutzing gemeinsam mit der ADFC Kreisgruppe Starnberg und Seeshaupt Mobil eine Radtour um den Starnberger See organisiert. Dabei ging es darum, für einen durchgängigen, qualitativ hochwertigen Radweg um den See – „Fürstenseeradweg“ – zu werben und zu bestimmen, wo noch Lücken sind, problematische Beschilderungen und dergleichen. Im Streckenabschnitt Tutzing konnten wir Bürgermeisterin Marlene Greinwald begrüßen. Am 10. Juli konnten wir Bürgermeisterin Greinwald und den GemeinderätInnen eine Auswertung übermitteln, insbesondere mit konkreten Verbesserungsvorschlägen für die Brahmspromenade sowie weiteren Vorschlägen zur Wegweisung in Unterzeismering und Tutzing.
Am 13. Juli veranstalteten wir eine Beradlung unter dem Motto „Einbahnstraßen – Öffnung für Radler/-innen in Gegenrichtung?“. Wir danken dem langjährigen Gemeinderat Toni Aigner, der bei dieser Beradlung mit dabei war und einführte, wie er das Thema im Gemeinderat eingebracht hatte. Erfreulicherweise waren alle Mitglieder des Arbeitskreises Mobilität der Gemeinde sowie die Gemeinderätin Caroline Krug mit dabei. Ergänzend zu einer Reihe von Einbahnstraßen haben wir uns die Brahmspromenade nochmals genauer angesehen und detaillierte Vorschläge zur Verbesserung der Situation für alle Beteiligten gemacht. Dazu veröffentlichten wir am 19. Juli eine detaillierte Auswertung sowohl für die Regelungen bei Einbahnstraßen als auch für die Brahmspromenade. Ein Teil der für die Brahmspromenade vorgeschlagenen Maßnahmen wurde zwischenzeitlich umgesetzt, weitere sind bereits eingesteuert.
Im Juli wurde eine neue Fahrradabstellanlage am Rathaus installiert. Anfang August wurde entsprechend eines Beschlusses des Gemeinderats, im nördlichen Bereich der Hauptstraße ein vorläufiger Radschutzstreifen aufgetragen (ab Einmündung Waldschmidtstraße bis zum Ortsende bei Garatshausen).
Am 3. August haben die Baumaßnahmen zum Umbau der Hauptstraße Tutzing mit angrenzenden Teilen der Bernrieder Straße sowie der Lindemannstraße begonnen. Unsere Anregungen für diesen Teil der Umgestaltung der Hauptstraße sind in die Planungen der Vorjahre mit eingegangen (breiter Gehweg von Schulen an Hauptstraße zur Dreifachsporthalle, Kreisel, Einbeziehung unterer Teil der Lindemannstraße).
Am 28. September 2020 haben wir eine Stellungnahme zur Beschilderung der Umleitungen für den Radverkehr während der Bauphase veröffentlicht. Unsere Vorschläge gingen direkt in die anschließende Nachbesserung der Beschilderung durch das Staatliche Bauamt Weilheim ein. Durch die spezifische Beschilderung der Umleitung speziell für Radelnde wird sichtbar gemacht, dass Radelnde gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer/-innen sind.
Am 10. Dezember haben wir eine Stellungnahme zur Planung Bauabschnitt Nord der Umgestaltung der Hauptstraße Tutzing veröffentlicht. Dieser Bauabschnitt beginnt am nördlichen Ortseingang und geht bis zur Einmündung der Neustätterstraße. Unsere Punkte:
Radschutzstreifen mit 1,50 m Breite gemäß dem derzeit gültigen Regelwerk für Radverkehrsanlagen, Querungshilfen, Gehweg von Querungshilfe bei Lidl bis zur Akademie für Politische Bildung und dortige Bushaltestelle, Ruhemöglichkeiten (Bushaltestelle etc.), Beleuchtung im nördlichen Bereich, Gestaltung des öffentlichen Raums durch Bäume etc. und Erhöhung Verkehrssicherheit bei Einmündungen.
Touren, Veranstaltung, Stadtradeln, Fahrradklimatest
Am 6. Februar hatten wir eine Abendveranstaltung im Roncallihaus unter dem Motto „Wenn sich Spaß und Ernst um die Vorfahrt streiten“. Im ersten Teil las Claus Piesch, Tutzing-Kampberg historische Verkehrsnachrichten aus Tutzing und der Region, wie sie im Land- und Seeboten (ab 1925 Tutzinger Tagblatt) standen. Er untermalte die Zeitungsauszüge mit Bildern aus der Zeit von etwa 1890 bis 1927. „Das Rad im Schilderwald“ – unter diesem Motto führte Walter Kärcher, Tutzing, anschließend mit Bildern in die Welt der Verkehrsschilder ein. Es gab viel zum Schmunzeln, manches war erstaunlich. Beiden ganz herzlichen Dank.
Gemeinsam mit dem Bund Naturschutz Tutzing konnten wir am 11. Juni Biotope in Tutzing und angrenzend erleben. Nach dem Lockdown war dies ein sehr schönes Gemeinschaftserlebnis. Zusätzlich zu den Biotopen zeigte sich ein Schwarzstorch und ein schwarzer Milan am Himmel. Klaus Hirsch vom BN ganz herzlichen Dank für die kundige Führung.
Am 27. Juni machten wir mit gut 30 Teilnehmenden eine Radtour um den Starnberger See. Vier
BürgermeisterInnen, zwei stellvertretende Bürgermeister sowie einige Gemeinderäte der acht Anliegergemeinden kamen in ihren Gemeinden zu uns und wir konnten uns vor Ort über die Situation für das Radeln austauschen. Bürgermeisterin Marlene Greinwald ganz herzlichen Dank, dass sie in Tutzing von Unterzeismering bis Garatshausen mitradelte. Bei dieser Tour, die wir vom ADFC Tutzing gemeinsam mit der ADFC Kreisgruppe Starnberg und Norbert Hornauer, Seeshaupt mobil, organisiert hatten, wurde deutlich: Die Seeumrundung hat Potenzial. Aber es ist noch einiges an Lücken zu schließen, damit die „Fürstenseerunde“ wirklich rundum gelungen ist.
Am 3. Juli hatten wir unsere Hofladentour – ein ganz besonderes Highlight. Dem Bürgermeister von Andechs, Georg Scheitz, ein herzliches Dankeschön dafür, dass er uns so anschaulich über die Geschichte seines Hofes und des Hofladens erzählte. Vor langer Zeit hat er angefangen, Ziegen zu halten. Er war damit seiner Zeit weit voraus und hat ein Beispiel für andere gegeben.
Vom 21. Juni bis zum 11. Juli lief wieder das Stadtradeln mit guter Beteiligung in Tutzing.
Am 19. September hatten wir eine Tour nach Grafenaschau am Murnauer Moos. Ninon Ballerstädt ein ganz herzliches Dankeschön dafür, dass sie uns am dortigen Bergrutsch kundig in die Geologie der Voralpen einführte. Für sie als Geologin ist dieser – vor einigen Jahren größte Bergrutsch in den Nordalpen – ein in geologischen Zeitskalen normales Ereignis. Wenigen von uns ist bewusst, dass wir nahe der afrikanischen Platte leben – vor Ort war das gut nachvollziehbar.
Am Fahrradklimatest, der bis zum 30. November lief, nahmen dieses Mal 68 Personen aus Tutzing teil. Die Auswertung ist für März 2021 zu erwarten.
Perspektiven für das Jahr 2021
Derzeit ist es noch unsicher, ab wann wieder Touren möglich sein werden. Wir hoffen, dass dies ab dem Frühjahr der Fall sein wird, wenn möglich sogar mit Einkehrmöglichkeiten. Auf jeden Fall sind wir an der Tourenplanung für 2021 und werden im neuen Jahr darüber dann informieren. Wir freuen uns auf gemeinsame Touren.
Für die weiteren Entwicklungen in Tutzing stehen auch für das kommende Jahr viele Themen an. Der Arbeitskreis Mobilität des Gemeinderats hat beispielsweise Vorschläge für ein statisches Parkleitsystem gemacht. Durch den Gemeinderat wurde eine Verbesserung der Bahnunterführung Heinrich-Vogl-Straße beschlossen.
Der Umbau der Hauptstraße im südlichen Bereich sowie angrenzend in der Lindemannstraße wird weitergehen, ebenso wie die Planungen für den Bauabschnitt Nord und danach für den Bauabschnitt Mitte. Die Regelung bei Einbahnstraßen für Radfahrende in Gegenrichtung wird ein Thema sein, ebenso wie die Gestaltung für Radelnde im Süden nach Unterzeismering, Radschutzstreifen in Unterzeismering und die Fortführung eines Radwegs nach Bernried. Die laufenden Planungen für Radstellplätze auf beiden Seiten des Bahnhofs können im neuen Jahr hoffentlich abgeschlossen und die Umsetzung begonnen werden. Die Einbeziehung der gesamten Lindemannstraße in die Planung steht ebenfalls an.
Das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) wird für die Gestaltung von Tutzing über die Staatsstraßen hinausgehend wichtig werden. Dieses wird mit umfangreicher Beteiligung der Tutzinger Bevölkerung verlaufen.
Wir wünschen einen guten Übergang ins Neue Jahr und ein gutes, gesundes Neues Jahr 2021.
Martin Held und Claus Piesch